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Innenschau

Von der Bedeutsamkeit nach innen zu schauen in den jetzigen Zeiten

In der jetzigen Zeit werden das Dysfunktionale und das Ungesunde unseres gesellschaftlichen Systems (z.B. politisch, finanziell, psychologisch-gesundheitlich, gemeinschaftlich) immer sichtbarer. Aus seinem sich anbahnenden Zerfall heraus entsteht als Gegenbewegung schon teilweise Neues, also neue menschliche Verbindungen mit neuen Ideen für andere gesellschaftliche Strukturen. Bei all diesen Entwicklungen ist es umso wichtiger als sonst, inne zu halten und auf sich und das eigene innere System zu schauen.

Unsere gesellschaftlichen Strukturen, die stark durch Expansion, Machtgefälle, Profit, Konsum, Leistung u.ä. gesteuert sind, funktionieren nicht mehr, wie gewünscht. Die wirklichen Machtstrukturen, die ihre Kontrolle enger spannen wollen, zeigen sich. In der Bevölkerung herrscht viel Unsicherheit. Keiner weiß, wo es mit der Inflation, den Gaspreisen, dem Ukraine-Konflikt, den Corona-Maßnahmen, der gesellschaftlichen Spaltung etc. hingeht. Die Verunsicherung darüber, wie sich das große Chaos und auch das Bestreiten des eigenen Lebensunterhaltes entwickeln werden, ist groß.

Gerade jetzt, wo uns bewusster wird, wie es um unser System steht und wo es sich anfühlt, als bräche alles zusammen, ist es wichtig, dass wir wieder mehr die Verbindung zu uns selbst suchen. Dies kann einerseits die Suche danach, was uns Halt in diesen Zeiten geben könnte, unterstützen. Andererseits dient diese Rückverbindung langfristig dem Aufbau von einem neuen, Werte verbundenen und balancierteren System.

Mit all dem Potential, den Stärken und Wesenszügen, welche jeder Mensch mitbringt, so tragen wir auch alle unsere Verletzungen, verdrängten Emotionen und dysfunktionalen Verhaltensmuster in uns. Diese sind vor allem durch Kindheitserfahrungen und andere Einflüsse der Umwelt entstanden. Ebenso können traumatische Erfahrungen transgenerational, also von Generation zu Generation, weiter gegeben werden. Aus diesen uralten Verletzungen und natürlich auch unseren Fähigkeiten heraus gestalten wir und haben wir unsere Systeme und Strukturen im Kleinen und im Großen gestaltet.

Genauso, wie die dysfunktionalen Seiten unseres Systems außen mehr und mehr ins kollektive Bewusstsein rücken, so brauchen auch die Verletzungen und die dysfunktionalen Muster in jedem Individuum das Bewusstsein und das Hinschauen, damit Heilung und dann Wandlung entstehen kann.

Bei allen neuen Verbindungen zwischen Menschen, neuen Ideen und Initiativen, die durch die gesellschaftlichen Entwicklungen und den Unmut darüber entstehen, braucht es parallel den Blick von uns allen nach Innen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass wir unsere verletzten Seiten auf entstehende neue Strukturen projizieren und das „Alte“ mit einbauen: Die Suche nach Anerkennung und Bedeutsamkeit im Außen, die Gefühlsvermeidung durch Aktivismus, die Spaltung in besser und schlechter, die übermäßige Kontrolle, die Ohnmachts- und Allmächtigkeitsgefühle usw., den „inneren Wahnsinn” in kleinen und großen Portionen.

Es geht nicht darum vollständig „heil und ganz“ zu werden, bevor etwas Neues im Außen entstehen kann. Es geht eher darum, sich wieder mehr spüren zu lernen, Bewusstsein und Selbstmitgefühl für sein Innenleben zu schaffen und zu beobachten, welche inneren Themen noch Zuwendung brauchen. Darauf aufbauend können wir beobachten lernen, aus welchen inneren Zuständen heraus, wir neue Gemeinschaften bilden, Ideen umsetzen oder auch unseren Protest kundtun.

Die Verbindung mit sich selbst und die Arbeit an inneren Prozessen kann dazu führen, dass wir mehr Halt finden, mit Bewusstsein und Mitgefühl auf andere zu gehen können und Spaltung überwinden. So weben wir den inneren Bewusstwerdungsprozess in das äußere Gestalten ein, denn das große System besteht aus vielen kleinen Systemen in Interaktion.

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